Gestern früh habe ich
mich am Bahnhof in Ulan-Ude von Jukari und Wakana verabschiedet. Die
beiden jungen Japanerinnen sind gerade dabei, Russland von
Wladiwostok bis St. Petersburg mit dem Zug zu durchqueren und hatten
zwei Tage in Ulan-Ude Station gemacht. Wakana und Jukari waren genau
so, wie ich mir Japaner vorstelle: höflich, kultiviert, leise und
dabei immer freundlich lächelnd. Trotz ihres zarten Äußeren sind
die beiden offensichtlich hart im Nehmen, reisen mit großen
Rucksäcken und ohne jede Russischkenntnisse – Respekt!
Wieder wurde ich in meiner eigenen Wohnung bekocht - sicher das Schönste, was einem mit Couchsurfing-Gästen passieren kann - und gemeinsam überlegten wir, wie wohl eine "Lächel-Karte" der Völker der Nordhalbkugel aussehen würde. Japaner und Amerikaner - ständig aus reiner Höflichkeit lächelnd, Westeuropäer - manchmal, Russen - praktisch nie...
Wieder wurde ich in meiner eigenen Wohnung bekocht - sicher das Schönste, was einem mit Couchsurfing-Gästen passieren kann - und gemeinsam überlegten wir, wie wohl eine "Lächel-Karte" der Völker der Nordhalbkugel aussehen würde. Japaner und Amerikaner - ständig aus reiner Höflichkeit lächelnd, Westeuropäer - manchmal, Russen - praktisch nie...
Am Bahnhof wollten sie
selbst das Zugticket kaufen. Jukari legte reichte einen Zettel mit
der Abfahrtszeit und dem Namen der Station durch das Schalterfenster.
„Plazkart oder Coupé, oben oder unten, mit oder ohne Bettwäsche?
Ihre Reisepässe!“, kam die offensichtlich an der rauen
Sowjet-Wirklichkeit gehärtete Stimme der Schalterdame durch die
kleinen, außen angebrachten Lautsprecher. Jukari lächelte und
versuchte seelenruhig, den Namen des Zielbahnhofes auszusprechen.
„Slu-djan-ka...“-“Spricht hier auch jemand Russisch?“, bellte
die Dame von innen zurück. Ich fühlte mich an meine ersten
Russlandaufenthalte erinnert und daran, was für eine stressige
Herausforderung der Kauf einer Zugfahrkarte für mich einstmals war.
Jukari aber war die Geduld und Höflichkeit in Person. Da der Zug in
20 Minuten abfuhr, hielt ich es dann allerdings nicht mehr aus und
übernahm den Kaufvorgang, der Fahrkartenfrau in ruppigem Russisch
Paroli bietend. Auf einmal erwies sie sich als ganz nett und suchte
sogar Plätze auf der Seite des Wagens heraus, auf der die Sicht auf
den Baikalsee am besten sein würde.
Nachdem ich die beiden zu
ihren Plätzen im Wagen begleitet hatte und selbst ausgestiegen war,
hatte ich noch einen interessanten kleinen Dialog mit der
Zugbegleiterin.
„Wer ist das, Chinesen
oder was?“
„Nein, Japanerinnen.“
„Von überallher
drängen die Leute zu uns nach Russland, schrecklich.“
„Es sind Touristen, und
hier am Baikalsee bei Ihnen ist die Natur doch so schön, das Wasser,
die Berge, die Wälder...“
„Sollen sie es doch bei
sich im Land schön machen!“
„Aber die Taiga kann
man doch nicht künstlich herstellen...“
„Sollen sie eben
weniger abholzen!“
Ungefähr an dieser
Stelle des Wortwechsels setzte sich dann der Zug in Bewegung, und ich
winkte Jukari und Wakana durchs Fenster zum Abschied.
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Zwei Japanerinnen in Ulan-Ude: Jukari und Wakana |