Samstag, 26. Mai 2018

Das Potsdam Russlands



















Nach meiner Tadschikistan-Reise hatte ich einen zweitägigen Aufenthalt und ein Treffen mit meinen in Russland tätigen Kollegen in Puschkin, eine kleine Universitätsstadt ganz in der Nähe von Sankt Petersburg. Puschkin hieß bis 1918 Zarskoje selo, Zarensiedlung, und war jahrhundertelang Landsitz und Vergnügungsort der russischen Monarchen. Der Katherinenpark erinnerte mich mit seinen akkurat gepflegten Wegen, den Schlössern und Lauben, den türkische und chinesische Architektur nachahmenden Gebäuden und Ruinenimitationen an den Park Sanssouci – sogar einen Querflötenspieler gibt es! Die geraden Straßen, niedrigen Gebäude und busweise angekarrten Touristen wirken wie ein zweites Potsdam; die Radfahrer, der Badesee und die mit entblößtem Oberkörper entspannt auf der Wiese grillenden Leute schaffen ein geradezu westeuropäisches Flair. Lediglich die uniformierten Kontrollposten im Park lassen einen dann doch nicht vergessen, dass man sich in Russland befindet. 

Für Maja haben die Schulferien begonnen – über drei Monate werden sie dauern, erst am ersten September wird die zweite Klasse beginnen. Als wichtige Kenngröße für den Lernerfolg eines Schülers gilt die Anzahl der Wörter, die er pro Minute liest. Maja schafft ungefähr fünfundzwanzig. In der letzten Woche hat die Kleine die Aufnahmeprüfung für die Musikschule bestanden, wo sie ab Herbst den Klavierunterricht fortsetzen soll. Interessanterweise scheint Vorbegabung und musikalische Vorbildung erforderlich, um in die Musikschule zu dürfen, und es werden nur Kinder von 7 bis 9 Jahren aufgenommen.

Niso hat ihren ersten Versuch hinter sich, die Führerscheinprüfung zu bestehen. In Russland besteht diese aus den drei Teilen „Theorie“, „Übungsgelände“ (mit Einparken und einer Rampe zum „Anfahren am Berg“) sowie „Stadt“, die an einem Tag hintereinander abgelegt werden. Das Bestehen eines Teils gilt als Voraussetzung für die Zulassung zum nächstfolgenden. Meine Freundin ist auf dem Übungsgelände gescheitert. Die bestandene Theorie gilt nun ein halbes Jahr. Im Unterschied zu vielen Hochschulexamina ist der Führerschein wohl eine ernstere Sache und man kann tatsächlich durchfallen. Eigentlich ist das ja auch tröstlich.

Als ich neulich mit dem Auto in den etwas außerhalb gelegenen Stadtteil Energetik unterwegs war, um mich dort auf Einladung der Deutschlehrerin an Schule Nummer 57 ein wenig mit den Schülern zu unterhalten, bekam ich eine SMS: „Verkehrspolizei: Strafe 500 Rubel, 21.5.18, PO39EO03“- die letzte Zahl ist meine Autonummer. In mancherlei Hinsicht ist Russland erstaunlich modern. Ich fahre zu schnell an einer Überwachungskamera vorbei, sofort informiert mich eine Nachricht auf dem Handy über die Höhe der Strafe, die anschließend bequem online überwiesen werden kann, und das Beste: wenn ich innerhalb eines Monats zahle, gibt es 50 Prozent Rabatt. Rabatt auf eine Strafzahlung! Nicht schlecht.

Vorgestern schaute ich mir verschiedene Hostels an, um ein Zimmer für meinen Vater zu buchen, der uns Anfang Juli besuchen möchte. Im „Prospekt“ und „Relax“ gleich in der Nähe unserer Wohnung wird auch stundenweise vermietet – vermutlich kommen die Menschen zu anderen Zwecken hierher, als sich vom Betrachten der Sehenswürdigkeiten zu erholen. Das Personal im „Travelers Hostel“ in schöner zentraler Lage spricht gut Englisch, leider gibt es nur 8-Bett-Zimmer. Drei Unterkünfte ganz in Bahnhofsnähe erwiesen sich als sehr verschieden: das „Clean Hostel“ mit einer sowjetisch-robusten, energischen Chefin, Englisch Fehlanzeige („Wir unterhalten uns über Google Übersetzer“), daneben das „Dostojewski Hostel“, gemütlicher Backpacker-Style, leider auch ohne fremdsprachenkundiges Personal, und das „Druzhba Najramdal“, eine nette Burjatin an der Rezeption, Englisch oder Mongolisch gewünscht?, bittesehr. Ich reservierte hier. Die burjatische Tourismusbranche hat durchaus noch Entwicklungspotential. Wo sind eigentlich die Englisch- und Deutschstudenten, die wir an unserem Institut ausbilden?

Die Halbinsel Krim ist nun auch verkehrstechnisch und im alltäglichen Zahlungsverkehr fest in die Russische Föderation integriert: vor Kurzem fuhr Putin als erster im Lastwagen über die neue Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet. Und ich bekam zum ersten Mal einen der neuen, leuchtend grünen 200-Rubel-Scheine in die Hand mit Motiven der Heldenstadt Sevastopol, Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.

Zwei neue Geldscheine sind in diesem Jahr erschienen: der 2000-Rubel-Schein zeigt das Kosmodrom "Wostotschnyj" im Fernen Osten, der 200-Rubel-Schein Motive aus der Krim-Stadt Sevastopol


















Sonntag, 20. Mai 2018

Im schönsten Land der Erde

Ein Reisebericht und 24 Fotos aus Tadschikistan




















28. April
Flug von Irkutsk nach Dushanbe mit Umstieg in Novosibirsk. Im Gepäck sind neben Sonnencreme und Fjellräven-Berghose auch Anzug, schicke Hemden und eine Stimmgabel: meine zweite Tadschikistanreise hat einen privaten und eine dienstlichen Teil. Die Jahreszeit ist optimal für einen Besuch in Zentralasien: weder Kälte noch brütende Hitze. Ich nehme mir vor, all das nachzuholen, was ich im August letzten Jahres verpasst habe, als ich einige Tage mit Sonnenstich und Durchfall herumlag, anstatt Land und Leute zu studieren.



29. April
An der Pamirskaja stojanka in der tadschikischen Hauptstadt warten über ein Dutzend Toyota-Landcruiser auf Passagiere nach Khorog, größte Stadt und Verwaltungszentrum der Pamir-Region. Um sieben Uhr morgens erwacht das Leben, Basar-Atmosphäre kommt auf, die Fahrer laufen unruhig hin- und her auf der Suche nach Passagieren, wenn das Auto voll ist, geht es los. Als erfahrener Reisender habe ich mich vorher über die Preise informiert: Beifahrersitz 300 Somoni, zweite Reihe 250, dritte Reihe 200. Ich zahle 300 für den Beifahrersitz, fünf Einheimische und ein Japaner sitzen hinter mir, auf dem Dach formiert sich ein Turm aus Gepäckstücken, die mit Plane und Seil zusammengebunden werden.
Ich wisse aber schon, dass er auf dem Beifahrersitz immer zwei Leute mitnehme, eröffnete mir der Fahrer kurz vor der Abreise, aber wenn ich für den zweiten mit bezahle, könne ich natürlich ganz alleine sitzen, die Aussicht genießen, fotografieren und er erkläre mir alles, Tadschikistan, Afghanistan, was immer ich wissen wolle.
Nicht dumm, der Mann. Wenigstens einen Rabatt gelang es mir noch auszuhandeln.
Der Asphalt auf der Straße nach Kulob ist zunächst ausgezeichnet und erlaubt hohe Geschwindigkeiten. Überholt wird grundsätzlich auch in Kurven und bei Gegenverkehr, wobei sich im nötigen Moment die zweispurige in eine dreispurige Straße verwandelt und das überholende Auto zwischen den beiden anderen hindurchschlüpft. In der Nähe von Duschanbe werden wir ständig von träge mit ihrem Stab wedelnden Polizisten angehalten, jedoch niemals für lange: ein kumpelhafter Handschlag mit dem Fahrer, ein paar kleine Scheine wechseln den Besitzer, und weiter gehts. Es ist weniger eine Verkehrskontrolle, eher eine Art Sozialausgleich: die Transportunternehmer führen einen Teil ihres Überschusses an die schlecht bezahlten Staatsdiener ab.
Nach etwa fünf Stunden durchqueren wir den kleinen Ort Shurobod, wo ich im letzten Sommer einen Tag dehydriert und mit Durchfall im Krankenhaus verbracht hatte, passieren einen Militärposten, der sich meinen Pass und das Visum mit Genehmigung zum Besuch der Pamirregion zeigen lässt, und nähern uns dann in Serpentinen am Berghang abwärts dem Grenzfluss Pandsh, von dem sich bis zum Einbruch der Dunkelheit mein Blick nicht mehr abwenden wird. Der Weg entlang der tadschikisch-afghanischen Grenze ist die verrückteste und in ihrer rauen Wildheit vielleicht auch schönste Fahrstrecke, die ich jemals in meinem Leben zurückgelegt habe: eine Felsen- und Geröllschlucht mit den beiderseits kilometerhoch aufragenden Bergen des Hindukush und Pamir, an deren einem Hang sich die Straße entlangwindet, links eine steile Wand, rechts ein fünfzig oder hundert Meter tiefer Abbruch zum Fluss, der, hier schnell schäumend und dort in trägem Braun dahinfließend, die Grenze zwischen der Ex-Sowjetrepublik und dem ewigen Krisenherd markiert. Oft ist er nur so schmal, dass es aussieht, als könne man darüberspringen, und von gelegentlich ein paar herumschlendernden tadschikischen Soldaten abgesehen scheinbar völlig ungesichert.
Irgendwann endet der von einer chinesischen Firma gelegte gute Asphalt, und unser Tempo halbiert sich. Immer wieder geraten wir in Staubwolken riesiger chinesische Trucks, die in beiden Richtungen unterwegs sind und sich in Millimeterarbeit aneinander vorbeischieben. Unser Fahrer weicht virtuos herumstehenden Eseln aus und schlängelt sich durch aufgeregt meckernde Ziegenherden. Auf afghanischer Seite gibt es am Fluss nur eine schmale Sandpiste, auf der Motorrad- oder Radfahrer unterwegs sind; inmitten der sonnendurchfluteten Stein- und Geröllwüste dann plötzlich kleine grüne Dörfer mit liebevoll angelegten Steinmäuerchen und gepflegten Plantagen.
Auch nach Einbruch der Dunkelheit sind die Trucks unterwegs – dann ist der Asphalt nicht so heiß und die Reifen platzen weniger schnell, erklärt man mir. Wir kommen an einige liegengebliebenen Toyota-Landcruisern vorbei, die heute Morgen vor uns aufgebrochen waren, einem davon geben wir unser Ersatzrad. Halt an einem Imbiss: warmer Wind, mondscheinbeschienene Berge, der rauschende Grenzfluss, eine denkbar friedliche Stimmung. Ist es ruhig hier oder wird manchmal geschossen, frage ich den Inhaber. Erstauntes Kopfschütteln.
- Ich wohne seit 20 Jahren hier, nie ist was vorgefallen. Die da drüben sind viel zu arm zum Schießen, malochen von früh bis spät, da kommt man gar nicht auf solche Ideen.
Nach 14 Stunden, gegen Mitternacht, erreichen wir Khorog. Der Japaner und ich fallen in die schweren Baumwolldecken des Gästehauses, vor dem man uns absetzt.



30. April
Der öffentliche Nahverkehr in Khorog wird von hunderten schmalen, hohen chinesischen Tangem-Pkws mit drei Sitzreihen abgewickelt, die bei Bedarf überall an ihrer Strecke halten. Mit einem Tangem fahre ich zum Botanischen Garten am Ostrand der Stadt: 2320 Höhenmeter, der zweithöchste Botanische Garten der Welt. Schilder mit Pflanzennamen gibt es keine, dafür den Blick auf die zwischen schroffen Viertausendern eingekeilte Universitätsstadt. Gegenüber des Gartens, am Geröllhang auf der anderen Talseite in vielleicht zweihundert Metern Höhe, eine grüne Oase, wahrscheinlich dort, wo ein Bächlein angestaut wurde oder eine Quelle aus der Erde tritt, eine Insel des Lebens inmitten grauen Gesteins, darin zwei Häuschen: wie herrlich müssen die Menschen dort wohnen, in meinen Augen jedenfalls ein Paradies. Ich steuere die Oase an und schleiche unschlüssig entlang des kleinen, akkurat um den grünen Bewuchs aufgeschichteten Steinmäuerchens einmal herum: möchte mich nicht vielleicht jemand zum Teetrinken einladen, ein Tee im Paradies an den Hängen des Pamir? Eine Frau wirtschaftet an der Lehmhütte, nimmt aber von mir keine weitere Kenntnis. Enttäuscht trotte ich talwärts.

1. Mai
Erster Mai, Tag der Arbeit, seit zwei Jahren in Tadschikistan kein arbeitsfreier Feiertag mehr. Am Flughafen erkundige ich mich nach Flügen in die Hauptstadt Duschanbe: im Moment gibt es keine, mangels Flugzeugen, erfahrenen Piloten oder ausreichend guten Wetters, man weiß es nicht genau. Die Strecke Dushanbe-Khorog gilt als eine der anspruchsvollsten Flugstrecken überhaupt, der Flughafen Khorog liegt eingekeilt in den Bergen zwischen afghanischem Grenzfluss und der Straße. Statt Flugzeugen stehen Ziegen auf der Start- und Landebahn herum.
Nachmittags mache ich mich noch einmal auf den Weg zu meinem gestern entdeckten Paradies. Als ich den lehmigen zickzackförmig verlaufenden Pfad den Hang hinauf zurückgelegt habe, steht an der Pforte hinter dem Steinmäuerchen schon der Hausherr, als hätte er nur auf mich gewartet. Er wohne wirklich wunderschön hier, meine ich anerkennend.
Der ältere, hagere Mann mit dem braungebrannten, wettergegerbten Gesicht betrachtet mich neugierig.
-Kommen Sie, Tee trinken!
Wir hocken vor einem der beiden Häuser auf dem mit Teppichen ausgelegten Metallgestell, das im Sommer auch zum Schlafen dient. Die Frau bringt uns zwei Schalen mit Schirtschoj, Milchtee mit Salz, dem man noch einen Klecks Butter hinzufügt, und entfernt sich wieder. Mein Gegenüber heißt Shamsiddin, ist 62 Jahre alt und wohnt seit 30 Jahren hier in seiner 100 mal 200 Schritte großen Oase am Geröllhang, der nach oben hin in steile Felsen unbekannter Höhe übergeht und nach unten im schnell dahingurgelnden Fluss Ghunt endet. Künstlich in geraden Reihen angepflanzte Pappeln mit fast weißen, in der Sonne glänzenden, schnurgeraden Stämmen spenden Schatten; Shamsiddin weist  stolz auf seine selbst veredelten Apfelbäume, die Birnen, Maulbeeren, Kirschen und Johannesbeeren. Der Schirtschoj ist ausgetrunken, mein Gastgeber ruft seiner Frau etwas zu, sie bringt uns Grüntee mit Marmelade. Mit ihr spricht Shamsiddin seine lokale Pamirsprache, mit mir die noch aus Sowjetzeiten verbreitete überregionale Verkehrssprache Russisch; außerdem beherrscht er die Landessprache Tadschikisch.
Ich erfahre, was es mit dem Spruch „Welcome, our hazir Imam“ auf sich hat, der mit leuchtend weißen Buchstaben auf einem Berghang geschrieben steht. Die Pamiri sind Ismailiten, ein Zweig des Islam, und verehren den Aga Khan als geistiges Oberhaupt, als ihren Imam, einen direkten Nachfolger des Propheten Mohammed. Der in Frankreich lebende Multimilliardär fördert soziale Projekte und Infrastruktur in Ländern, in denen das Ismailitentum verbreitet ist; die Aga Khan Stiftung ist die größte private Entwicklungshilfeorganisation der Welt. Ohne ihn hätten sie den Bürgerkrieg in den 90ern kaum überstanden, 50 Flüchtlinge aus der Stadt habe er hier beherbergt und verpflegt, erzählt Shamsiddin.
Ob ich noch bleiben könne, um ein Aquarell zu malen? Während der Hausherr und seine Frau sich um Schafe, Kühe und Esel kümmern, versuche ich, etwas von dem stillen, majestätischen Zauber zu Papier zu bringen, der mich umgibt. Als der Tag zur Neige geht, lädt mich der Hausherr ein, doch über Nacht zu bleiben. Ob ich mal auf die Toilette…? Gibt es nicht, nicht mal eine Hütte mit Loch in der Erde, wie sonst üblich. Shamsiddin weist auf die Halde mit großen Geröllbrocken, die seine Oase umgibt, hinter einem dieser Steine fände man doch immer einen geeigneten Ort. Mein Wunsch, am nächsten Morgen um fünf Uhr geweckt zu werden, wird wie selbstverständlich aufgenommen. In Tadschikistan steht man früh auf.

2. Mai
Rückfahrt Richtung Dushanbe. Neben mir im Toyota Landcruiser sitzt eine junge Frau, die für die Aga Khan Stiftung arbeitet und beruflich oft in der an Tadschikistan angrenzenden Region Afghanistans ist. Eine andere Welt, meint sie, in vielen Dörfern kein Strom und Internet, eine vergessene Region mit ihren eigenen Gesetzen abseits der Globalisierung. Die Kontakte der Menschen dies- und jenseits des Grenzflusses sind sehr beschränkt, einmal in der Woche ist Basartag, dürfen die Afghanen über die Brücken kommen und für ein paar Stunden ihre Waren anbieten. Eigentlich sprechen sie die gleiche Sprache, sind untereinander verwandt: das Great Game zwischen dem Zarenreich und dem Britischen Imperium um den Einfluss in Zentralasien hat die Region auseinandergerissen und Anfang des 20. Jahrhunderts eine Grenze quer durch ein Volk geschaffen. So bekam Tadschikistan sowjetische Infrastruktur und Bildung, Afghanistan blieb ein Entwicklungsland.
Wieder geht es stundenlang am Grenzfluss entlang, diesmal der Abgrund auf der linken und die Felswände auf der rechten Seite. Einige in leuchtendem Blau gestrichene, von Aga Khan gesponserte Schulgebäude, weiße Zelte mit dem Aufdruck W.F.P. – World Food Programme – und aus weißen Steinen gelegte Abkürzungen FSD – Foundation Suisse de Déminage – ziehen auf der afghanischen Seite an uns vorbei. Das Leben der Passagiere liegt in den Händen des Fahrers, aber da jeder davon ausgeht, dass der Fahrer genauso gern lebt wie man selbst, bleiben alle ruhig. Der Mann am Steuer ist der Chef. Er muss sich wohlfühlen. Um keine Sekunde Unaufmerksamkeit zuzulassen und nicht dreißig Meter weiter unten im Flussbett zu landen, steckt er sich den Nos genannten Kautabak unter die Zunge – nach einer Weile wird dieser während der Fahrt durch die kurz geöffnete Tür wieder ausgespuckt – und dreht die Musik bis zum Anschlag auf.
Nach sechs Stunden Rumpelpiste sind wir in Khalaikhumb und meine Nerven am Ende. Ich zahle den eigentlich bis Duschanbe ausgehandelten Fahrpreis und beschließe, erst morgen mit einem anderen Auto weiterzufahren. Hello, hello, schallt es mir von aus allen Ritzen hervorquellenden Kindern entgegen. Gegenüber der Moschee entdecke ich zu meinem Erstaunen eine Lokalität mit der Aufschrift „Bier“, bitte um Tee und betrachte zwei Tadschiken, die sich ihre Gläser vollschenken lassen. Islam und Alkohol? Naja, die haben in Russland das Trinken gelernt, erzählt mir der Inhaber, da könne man wohl nichts mehr machen.

3. Mai
Wieder in der Hauptstadt. Mein Zimmerkollege im Acht-Personen-Zimmer des Hello Hostel ist ein breitgesichtiger asiatischer Unsympath, der unsensibel die Türen schließt und sich benimmt, als wäre er allein hier. Bestimmt ein russischer Boxer auf Urlaub, der sich in Dushanbiner Bars mit billigem tadschikischem Wodka (den es tatsächlich gibt!) volllaufen lässt. Außerdem kommen spät am Abend fünf rumpelnde Elefanten dazu, fettwanstige ergraute Herren ohne Respekt vor meinem Ruhebedürfnis.

4. Mai
Die fünf Elefanten seien aus Usbekistan, erfahre ich von dem jungen Mann an der Rezeption.
- Wir freuen uns über Gäste aus dem Nachbarland! Seit der dortige neue Präsident Mirziyoyev die Grenzen geöffnet hat, gibt es einen regen Austausch. Endlich können sich die Verwandten in beiden Ländern wieder besuchen!
Beim Frühstück erweist sich mein breitgesichtiger Zimmerkollege als hochintelligenter Pamiri, der fünf Sprachen spricht und auf eine Gruppe westeuropäischer Touristen wartet, um mit ihnen in die Berge aufzubrechen. Der erste Eindruck kann doch mitunter sehr trügen.
Abends beginnt in der deutschen Botschaft der dienstliche Teil meiner Reise: Der Botschafter gibt sich die Ehre, etwa einhundert tadschikische Deutschlehrer und einige deutsche Kulturmittler wie mich zu einem Empfang auf dem Grundstück seiner Residenz einzuladen. Ich erwarte mit Spannung eine Ansprache über die deutsch-tadschikische Zusammenarbeit, die Lage der deutschen Sprache oder Ähnliches und werde bitter enttäuscht: der Botschafter erscheint zwei Stunden zu spät zu seinem eigenen Empfang und spricht lediglich ein paar alberne Worte ins Mikrofon.

5. Mai
An der Russisch-Tadschikischen Universität in Dushanbe findet der Unterricht nicht in der Landessprache Tadschikisch, sondern auf Russisch statt. Wladimir Putin und Emomali Rahmon geben sich auf einem gigantischen Foto an der Fassade über dem Eingang die Hand, rechts und links davon lesen wir kluge Zitate der beiden Präsidenten über den Wert höherer Bildung. Wir gelangen am uniformierten Wächter vorbei ins Foyer, überall blitzt es vor Sauberkeit und Ordnung. Eine halbe Treppe nach oben: Portraits von Putin und Rahmon fixieren jeden mit streng-väterlichem Blick, daneben die Texte der jeweiligen Nationalhymnen samt Landesflaggen. Nächste Etage: Putin und Rahmon in voller Größe, diesmal auf einem Ölbild.
Meine Kollegen und ich sind zu einer Deutschlehrertagung hierher eingeladen. Mein Thema lautet: „Kanons und Volkslieder im Deutschunterricht“, sprich: ich möchte tadschikischen Deutschlehrern Lieder beibringen, die sie dann in ihrem eigenen Unterricht verwenden können. Verschwitzte ältere Herren mit gebügeltem Hemd und Krawatte betreten den Raum: es herrschen strenge Kleidervorschriften, Studenten und Dozenten sind an der Uni immer im Anzug unterwegs. Trotz geöffneter Fenster ist es schwül im Raum. Trotzdem klappt es erstaunlich gut: wir schmettern „Der Hahn ist tot“, „Alle Vögel sind schon da“ und „Bruder Jakob“. Wie dieses seltsame Metallteil heiße, fragt eine Dozentin hinterher und betrachtet interessiert meine Stimmgabel.
Je autoritärer ein Staat, desto bombastischer, sauberer und gigantomanischer sieht es in den Zentren aus – aber der Sauberkeit haftet etwas Steriles an, es ist zu spüren, dass es kein Leben „von unten“ gibt, keine Eigeninitiative, keine Schwarzen Bretter, keine Informationsbroschüren wie an deutschen Unis, alle Leute sehen irgendwie gleich aus und huldigen dem gleichen Gott in Gestalt ihres Präsidenten-Übervaters.

6. Mai
Ein Tagesausflug mit Kollegen in die Hizor-Berge nördlich von Dushanbe. Eine Stunde von der Stadt entfernt ist man inmitten eines majestätischen Panoramas wunderschöner Dreit- und Viertausender.
Rahmon sei keineswegs ein unbeliebter Diktator, sondern ein Heilsbringer, eine fast religiöse Figur- erzählt Nicola, die seit zwei Jahren in Duschanbe arbeitet. Die Leute bräuchten einen starken Führer. Das westliche Diskutieren und Meinungen abwägen funktioniere nicht, werde als Schwäche ausgelegt. Einer müsse klar sagen, wo es langgeht, und die Masse folgt.
In ihrem Arbeitsvertrag stehe: Keine Gespräche über Politik und Religion, berichtet Karin, die im Nachbarland Usbekistan an einer Uni Deutsch lehrt. Alle Wände seien weiß: das Aufhängen von Plakaten wäre verboten. „Diskutieren“ als Gesprächsform sei unbekannt, vor allem, wenn es ein Thema ist, zu dem der Präsident bereits seine Meinung geäußert hat. Die Hauptaufgabe von Gynäkologen bestehe darin, Jungfernhäutchen wieder zusammenzunähen, damit der Schein der Unbeflecktheit vor der Ehe gewahrt bleibt.
Wollte man eine Art Totalitaritäts-Skala der fünf Ex-Sowjetischen „-stan“- Republiken erstellen, so lägen wohl das für Touristen nur schwer zugängliche Turkmenistan und Usbekistan an einem Ende der Skala, Tadschikistan in der Mitte und Kasachstan mit Kirgistan am „liberalen“ Ende, wo man ohne Visum hineinkommt und sich eine Vielzahl westlicher Nichtregierungsorganisationen tummeln.

7. Mai
Jedes dritte Auto in Tadschikistan ist ein Opel Astra, oft 20 Jahre alt, aber sorgfältig gepflegt und gut erhalten. In einem Astra fahre ich von Duschanbe nach Kulob. Überlandbusse gibt es nicht, der öffentliche Verkehr zwischen den Regionen wird von Pkw-Taxis abgewickelt. Eine meiner drei Mitfahrerinnen kann etwas Russisch.
- Frau?
Ich nicke, um nicht den Unterschied zwischen Frau und Freundin erklären zu müssen.
- Wie viel Geld?
Ich verstehe ihre Frage nicht, erst nach einer Weile wird mir klar, was sie meint: welche Summe ich an die Eltern meiner Frau gezahlt hätte, um sie heiraten zu können. Das sei bei uns nicht üblich, erkläre ich und mir fällt auf, dass ich noch gar nicht gesagt habe, ein Deutscher zu sein. Bei uns ist also in Russland – nun gut, das stimmt auch. Ich habe gehört, dass es hier ein Gesetz gibt, welches die Anzahl der Hochzeitsgäste limitiert, damit sich die Leute nicht so hoch verschulden, frage ich, wie hoch denn das Gästemaximum pro Hochzeit sei?
- Zweihundert. Und bei euch?
Gibt es kein solches Gesetz, lache ich! Ungläubiges Staunen. -
Der Weg von Kulob nach Schurobod führt über einen hohen Pass. Ich sitze inzwischen im nächsten Taxi und freue mich auf das Wiedersehen mit meinem Bekannten Radshabali im malerischen Dorf Anjirob. An der höchsten Stelle des Passes vor Schurobod ein Militärposten: vier Uniformierte, davon einer mit MP auf dem Rücken; eine Schranke, die von Hand geöffnet und geschlossen wird, eine Baracke und ein schmuddeliger Junge am Straßenrand, der einen Vogel in einem Stoffsäckchen hält und ihn zum Verkauf anbietet. Wir halten. Der erfahrene Blick des Soldaten unterscheidet sofort den Ausländer.
- Die Dokumente bitte! Wohin fahren Sie?
Hätte ich nun gesagt: „Pamir“, so würden wir unseren Weg gleich fortgesetzt haben und diese Kontrolle keine Erwähnung in meinem Bericht finden. Ich aber antworte wahrheitsgemäß: Anjirob, und deshalb wurde es noch ein wenig spannend.
- Für Anjirob haben Sie gar keine Genehmigung!
Man bedeutet mir, auszusteigen. Ich verweise auf den roten „GBAO“-Vermerk in meinem Visum, der den Besuch der Pamirregion erlaubt, und der Weg in den Pamir führt an Anjirob vorbei. Wohl habe ich die Erlaubnis zum Durchfahren der Grenzregion zu Afghanistan, nicht aber zum Aufenthalt in dieser, werde ich belehrt. Man holt meinen Rucksack aus dem Kofferraum, das Auto fährt ohne mich weiter.
Der Kommandant bittet mich in seine Baracke.
- Mischa, - stellt er sich vor, - eigentlich Mohammed.
Wenn sie Russisch sprechen, wandeln Tadschiken ihre Vornamen gern ein wenig ab, damit sie leichter verdaulich sind sozusagen. Ich erzähle ihm, dass ich gern einen Freund in Anjirob besuchen möchte. Wohl um zu prüfen, ob es stimmt, lässt mich Mischa mit seinem Telefon bei ihm anrufen.
- Magst du deinen Freund sehr?
Ich hätte ansonsten keine Freunde weiter in Tadschikistan, erkläre ich. Der bullige junge Kommandant schaut mich nachdenklich an.
- So ein Mist aber auch! Ja, dir muss man helfen. Hast du Geld?
Ich nicke. Mischa tätigt auf tadschikisch einen Anruf.
- Das Ministerium für Nationale Sicherheit ist einverstanden! Du darfst durch. Aber du musst ein wenig Geld dalassen.
Ich schiebe ihm freundlich 100 Somoni über den Tisch, etwa 10 Euro. Mischa tritt vor die Tür und gibt seinen Jungs die Anweisung, jedes Richtung Anjirob fahrende Auto auf einen freien Platz hin zu überprüfen, damit ich mitgenommen werde. Der Wasserkocher wird aufgesetzt. Das Teetrinken mit den tadschikischen Soldaten fällt leider aus, da sich schon bald ein Auto findet.
- Bleib solange wie du willst, - ruft Mischa zum Abschied, - gute Erholung!


8. Mai
Mein Gastgeber Radshabali ist 51 Jahre alt, für einen ehemaligen Polizisten schon Rentenalter; jetzt arbeitet er in der kleinen Dorfschule und nimmt mich gern für einen Tag mit an seinen Arbeitsplatz. Chush omaded, herzlich willkommen, steht an dem kleinen einstöckigen Gebäude, auf einem Schild erfährt man, dass es 2007 mit Mitteln der Weltbank erbaut wurde. Als wir gegen 8 Uhr ankommen, singen die Schüler im Foyer unter dem Foto des Präsidenten gerade die tadschikische Nationalhymne. Alle tragen Schuluniform, die Jungs mit Krawatte, die Mädchen mit farbigen, im Nacken zusammengebundenen Kopftüchern.
Wir betreten das Büro des Direktors, ein sympathischer, hagerer Mann mit scharf geschnittener Nase, der mich freundlich begrüßt und Tee anbietet. Sein Russisch ist ziemlich schlecht, weshalb Radshabali meine Fragen und seine Antworten übersetzt: 106 Schüler gibt es, verteilt auf alle elf Klassen, ein großes Problem ist der Lehrermangel, da niemand gern hierherkommt für das geringe Gehalt, das der Staat zahlt. An Fremdsprachen werden Russisch und Englisch unterrichtet, zu Sowjetzeiten war statt Englisch Deutsch verbreitet.
Radshabali unterrichtet Geschichte. Als wir den Raum betreten, stehen die Sechstklässler auf. Salomalaikum, antworten sie auf das Salom des Lehrers mit leichter Verbeugung, die rechte Hand aufs Herz gelegt. Als Ehrengast sitze ich nicht etwa auf einem freien Platz hinter den Schülern, sondern werde auf einem bequemen Lederstuhl vor der Klasse platziert. Die Schüler lesen still im Lehrbuch, dann erklärt Radshabali etwas dazu und stellt Fragen; für jede Anwort wird aufgestanden. Die meisten haben weder Stifte noch Hefte.
In der Pause betrachte ich im Gang Plakate, die vor verschiedenen Arten von Landminen warnen, die zu Zeiten des Bürgerkriegs an der afghanischen Grenze gelegt wurden. Inzwischen sind sie fast überall geräumt. Die Schüler treten noch einmal in Zwölferreihen im Foyer an; der Direktor hält eine Ansprache anlässlich des morgigen 9. Mai, der Tag des Sieges, ein Feiertag wie auch in Russland. In der nächsten Unterrichtsstunde setze ich mich hinter die Klasse, um das Geschehen unauffällig zu beobachten, aber es klappt nicht – die Zehntklässler drehen sich um und sind neugierig. Radshabali bittet mich nach vorn und überlässt mir seine Unterrichtszeit. Ich erzähle etwas über mich, dann meinen die Schüler, sie wollen gern ein wenig Deutsch lernen. So gebe ich meine erste Deutschstunde an einer tadschikischen Dorfschule. Die meisten verstehen Russisch, so dass ich mich verständlich machen kann. Was denn ihr Hobby sei, frage ich in die Runde. Es stellt sich heraus, dass die Bedeutung des Wortes Hobby unbekannt ist.
- Na, das, was ihr so nach der Schule macht!
- Arbeiten, mit den Tieren, im Garten, im Haushalt…
- Und wenn die Arbeit erledigt ist?
Angestrengtes Nachdenken.
- Jagen, - meint schließlich einer.
Vom Ministerium für Nationale Sicherheit wurde angerufen und sich nach mir erkundigt, meint der Direktor zum Abschied; ein netter junger Mann, habe er über mich gesagt, unterhält sich gut mit unseren Schülern! Schade, dass alle Touristen hier nur vorbei und weiter in den Pamir fahren, man müsste sie hierherlocken, rate ich ihm: ein Tag an einer tadschikischen Schule, das wäre bestimmt für viele Reisende ebenso interessant wie für die jungen Leute vom Dorf, die sonst kaum einen Ausländer zu Gesicht bekommen.

Am Nachmittag spaziere ich auf den Hang eines Berges zwischen Anjirob und dem Grenzfluss, vorbei am offensichtlich leerstehenden Gebäude eines Wachpostens. Windstille, Sonne, Vogelgezwitscher, freundliches Grün, eine wundervolle, friedliche Stimmung. Ein Hirte auf einem Esel lädt mich ein, mich auf sein Transportmittel zu setzen und ein Foto zu machen, bevor er die Schafe nach unten treibt.
Zum Abendbrot brät die Frau Radshabalis, Chafisa, für mich Kartoffeln auf einer offenen Feuerstelle in einem der offenen Lehmbauten des Anwesens. Ich bekomme sie auf einem separaten Teller; der Hausherr und die drei anwesenden Söhne Mirso, Sidik und Soneh speisen gemeinsam aus einer großen Schüssel in warme Milch getunktes Brot. Wir sitzen auf im Viereck angeordneten Teppichen auf der Terrasse vor dem Gebäude; Essen und Tee werden in die Mitte auf ein Tuch gestellt. Eine Chance zum Kennenlernen der weiblichen Familienmitglieder gibt es nicht – Chafisa, die kleine Tochter Shabnam und die Ehefrau des ältesten Sohnes essen getrennt. Aus Respekt vor dem Gast.

9. Mai
Zum Abschied bekomme ich Maulbeersirup, Pfefferminzpulver, Kümmel und Kurut genannte Bällchen aus gesalzenem, getrocknetem Quark geschenkt, natürlich aus eigener Produktion. Außer Zucker, Mehl und Bonbons kauft die Familie keine Lebensmittel, alles wird selbst hergestellt, vom Käse bis zum Brot: in einer Aushöhlung im Lehmboden, Tandur genannt, wird jeden zweiten Tag Fladenbrot gebacken.
Mich beeindruckt die Reinlichkeit und Akkuratesse in tadschikischen Dörfern. Die Menschen leben bescheiden, aber kommen über die Runden: alle arbeiten, einschließlich der zahlreichen Kinder, und mindestens ein Familienmitglied schickt Geld aus Moskau oder Petersburg. Anders die morbide Verfallsromantik in manchen Gegenden Russlands, wo der Eindruck bleibt: hier sind die besten Zeiten längst vorbei – Kolchos- und Fabrikreste, jedes dritte Haus eine Ruine, die Bewohner überwiegend Rentner und Alkoholiker. -
Meine Freude darüber, schon am Mittag wieder in Dushanbe angekommen zu sein, verschmilzt mit dem Ärger über den Fahrer, der sich verhielt, als sei morgen das Weltende und deshalb alles egal: Rhabarber essen, telefonieren und in der Kurve bei Gegenverkehr überholen, alles gleichzeitig; leider erlaubt der makellose Asphalt ein hohes Tempo. In Tadschikistan sind die Menschen nicht reif für gute Straßen. Man müsste sie aufreißen und den Belag durch schlechten Schotter ersetzen.

10. Mai
In einem Buchladen kaufe ich einen Band mit über hundert Grimm`schen Märchen in russischer Übersetzung und eine große Wandkarte des Landes. Einige Regalmeter sind Bildbänden und Gesammelten Reden von Präsident Rahmon vorbehalten. Von dutzenden öffentlichen Gebäuden winkt er mir entgegen, Gesicht oder volle Größe, den rechten Arm zu einer hitlergrußähnlichen Geste nach oben gereckt - bestimmt ein Versehen - dazu seine Sprüche. Die Unabhängigkeit ist unser Stolz! Schade nur, dass es seit der Unabhängigkeit von Russland eigentlich wirtschaftlich nur bergab ging.

11. Mai
Rückflug nach Russland, Ende meiner dritten Zentralasienreise. Der Eindruck von Tadschikistan und den Tadschiken, komprimiert in sechs Adjektiven?
1. Korrupt, aber hilfsbereit;
2. Arm, aber lebensfroh;
3. Gefährlich, aber wunderschön.
Das schönste Land der Erde!

An der Pamirskaja stojanka in Dushanbe warten einige Dutzend Toyota Landcruiser auf Passagiere in den Pamir. Die Fahrt dauert 14 Stunden
 
Getankt wird direkt aus dem Tankwagen.

Der Weg von der Hauptstadt in den Pamir führt stundenlang an der afghanischen Grenze entlang. Die schmale Piste jenseits des Flusses ist schon das Nachbarland

Die Aga Khan Stiftung ist die größte private Entwicklungshilfeorganisation der Welt und finanziert unter anderem Schulen in Afghanistan
Der Grenzfluss Pandsh ist nicht breit, die Grenze scheint weitgehend unbewacht
Die schweren Trucks auf dem Weg von und nach China werden in den Dörfern immer wieder auf verschiedene Weise aufgehalten
Der botanische Garten in Khorog ist der zweithöchste der Welt
 
Ich verliebte mich in diese Oase inmitten der Pamir-Geröllwüste. Nur ein schmaler Pfad windet sich im Zickzack aus dem Tal herauf (rechts)
 
Mein geheimer Wunsch ging in Erfüllung: der Hausherr bat mich zum Tee. Shams, 62, wohnt hier seit 30 Jahren
Blick auf das zwischen Viertausendern eingekeilte Khorog
"Hello, hello!" - Drei Kinder in Khalaikhumb vor ihrem allgegenwärtigen Präsidenten
An der Fassade der tadschikisch-russischen Universität in Dushanbe geben sich Überväter der beiden Länder die Hand
Schönheit als Thema im Deutschunterricht (oben)
... und in der Realität
Die Uni glänzt außen und innen vor steriler, bombastischer Sauberkeit
In den Hizor-Bergen nördlich von Dushanbe

Im Dorf Anjirob an der afghanischen Grenze: Radshabali mit zweien seiner Söhne und seiner Frau. In der Garage steht "mein" Auto: ein Lada Samara
Radshabali unterrichtet Geschichte in der Dorfschule
Plakate in der Schule warnen vor - inzwischen geräumten - Landminen am Grenzstreifen
In Gegenwart des Gastes sitzen die Frauen nicht mit am Tisch. Gegessen wird aus einer gemeinsamen Schüssel, der Gast bekommt einen separaten Teller
Speisenzubereitung über offenem Feuer
Im Schatten eines Pistazienbaumes: Blick auf Anjirob