Eindrücke von einer Reise nach Tadschikistan, Teil 5
Viele Menschen in Tadschikistan haben goldglänzende Schneidezähne. Meine Vermutung, dass damit kaputte Zähne ersetzt worden sind, erweist sich als Irrtum: natürliche, gesunde Zähne werden abgeschliffen und bekommen eine Metallhaube. Zum Beispiel kauft der Bräutigam seiner Braut einen Goldzahn als Mitgift vor der Hochzeit. Oder, in einem späteren Stadium der Biografie, kauft er seiner Frau einen Goldzahn als Dankeschön dafür, dass sie ihm einen Sohn geboren hat.
Viele Menschen in Tadschikistan haben goldglänzende Schneidezähne. Meine Vermutung, dass damit kaputte Zähne ersetzt worden sind, erweist sich als Irrtum: natürliche, gesunde Zähne werden abgeschliffen und bekommen eine Metallhaube. Zum Beispiel kauft der Bräutigam seiner Braut einen Goldzahn als Mitgift vor der Hochzeit. Oder, in einem späteren Stadium der Biografie, kauft er seiner Frau einen Goldzahn als Dankeschön dafür, dass sie ihm einen Sohn geboren hat.
Tadschikische Frauen tragen lange, farbenfrohe
Kleider mit schönen Ornamenten und Blumenmustern. Ihr buntes Kopftuch ist
entweder locker im Nacken oder streng unter dem Kinn zusammengebunden; mitunter,
so scheint mir, wird ihre weibliche Schönheit auf diese Weise eher akzentuiert
als verborgen. Manchmal verbergen sich unter dem Kopftuch lange, hochgesteckte
Haare, so dass sich ein hoher Aufbau von der Größe eines kleinen Eimers über
dem Nacken ergibt.
Tadschikistan ist ein über und über mit Bergen
bedeckter Staat, auf dessen Territorium die höchsten Gipfel der ehemaligen
Sowjetunion liegen. Das verbleibende flache Land ist dicht bevölkert. Überall,
wo ein Mensch ist, ist nicht nur einer, sondern gleich drei. Wo drei Menschen
mit einer Arbeit beschäftigt sind, stehen drei weitere daneben, beraten die
Arbeitenden vielleicht oder warten auf eine Aufgabe. Hat der Tourist die
Aufmerksamkeit von sechs Kindern auf sich gezogen, kann er sicher sein, dass in
Kürze sechs weitere dazukommen. Die Menschen scheinen keiner Privatsphäre zu bedürfen,
vor manchen Bankautomaten herrscht ein Gedränge wie in der Berliner U-Bahn zu
Stoßzeiten.
In Tadschikistan wird kaum geraucht und
offensichtlich wenig getrunken. Besonders auffällig ist das für jemanden, der
aus Russland kommt. Verbreitet ist ein moosgrünes, Nos genanntes tabakhaltiges Pulver, dass man sich unter die Zunge
schiebt. Sicherlich gibt es wie überall auch Alkoholmissbrauch. Ich habe auf
meinen drei Reisen in das Land aber noch keinen einzigen Betrunkenen gesehen.
Wer Tadschikistan besucht, lernt unweigerlich den
Präsidenten kennen. Von allen Universitäten, Instituten, Schulen,
Verwaltungsgebäuden, von vielen Straßenecken oder Bauzäunen schaut er auf das
Volk herab: Emomali Rahmon von Kopf bis Fuß oder als Porträt, Emomali Rahmon
mit Schlips und Krawatte im Mohnfeld, Emomali Rahmon mit Stahlhelm in einer
Fabrik, Emomali Rahmon im Gebirge, mit lässig herabhängenden Armen, mit zum
Winken erhobener Rechter oder mit steil erhobener Hand, ganz knapp am
Hitlergruß vorbei, natürlich unbeabsichtigt. Allgegenwärtig wie sein Bild sind
seine Sprüche. „All unser Bestreben und Bemühen ist für das künftige Wohl der
Kinder“, sagt er, „Einheit ist unser Glück“ oder „Die Handwerkskunst des Volkes
ist ein integraler Bestandteil der tadschikischen Kultur“. In diesem Jahr neu
sind mir Parolen aufgefallen, die den Bau des Rogun-Staudammes preisen, der mit
335 Metern höchsten Talsperre der Erde, die Flutung dessen Stausees bereits
begonnen hat, nachdem 7000 Familien umgesiedelt wurden. Die erste Turbine des
Wasserkraftwerks wurde bereits in Betrieb genommen. Auf Schautafeln werden
sieben „Helden Tadschikistans“ gezeigt, einer davon – Emomali Rahmon. Ihm wird
das Verdienst zugeschrieben, im Jahre 1997 ein Ende des Bürgerkrieges erreicht
zu haben, seitdem ist er im Amt; für den Fall des Ablebens steht wohl der Sohn
schon bereit, der im Moment das Amt des Bürgermeisters der Hauptstadt Duschanbe
innehat.
"Unser Präsident ist unser Führer!" vor dem 1980 fertiggestellten Nurek-Staudamm, einer der größten Talsperren der Welt, die nun vom Rogun-Staudamm noch übertroffen werden soll |