Dienstag, 9. Mai 2017

Militärparade und Unsterbliches Regiment

Am 9. Mai, dem wichtigsten Feiertag in Russland, steckte ich mir ein kleines schwarz-oranges St.-Georgs-Band an die Jacke – das Symbol für den Tag des Sieges – und ging früh aus dem Haus, um mir auf dem Sowjetplatz eine Stelle ganz vorn an der Absperrung zu sichern. Als die Parade um 10 Uhr begann, herrschte schon ein unglaubliches Gedränge, Groß und Klein wollte gute Sicht haben auf die tausendfünfundert auf- und abmarschierenden Soldaten, auf die im Schritttempo vorbeifahrenden Panzer, Uragan-Raketenwerfer und mit Iskander-Kurzstreckenraketen bestückten Fahrzeuge.  

Nach dem Ende der Parade setzte sich das Unsterbliche Regiment in Marsch: zehntausende Einwohner liefen mit großen Fotos ihrer gefallenen Vorfahren durch die Innenstadt, eine Form des Gedenkens, die sich seit einigen Jahren etabliert hat und vielleicht einen Ausgleich für das Dahinschwinden der Veteranen darstellt, deren letzte Vertreter auf einer Tribüne vor dem Leninkopf saßen. Der 72. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland hatte zugleich Volksfestcharakter und endete mit gigantischen Feuerwerken am spätabendlichen Himmel. Wohl kein anderes Ereignis versammelt in russischen Städten so viele Menschen zugleich auf der Straße.