In etwas mehr als einem Monat, am 18. März, stehen in Russland
die Präsidentschaftswahlen an. Wer möchte, kann sich einen Monatskalender mit
dem zu wählenden Präsidenten aufhängen. An den Zeitungskiosken stehen zur
Auswahl: „WWP 2018“ (Wladimir Wladimirowitsch Putin in verschiedenen
Rednerposen, elegant mit Schlips und Anzug), „Angeln mit dem Präsidenten
Russlands“ (Putin in Armee- oder Outdoorkleidung in der Natur, mit Fernglas,
riesigen Fischen oder der Angel in der Hand), „Das ganze Jahr mit dem
Präsidenten Russlands – durch die Weiten unserer Heimat“ (Putin auf Besuch in
verschiedenen Regionen des Landes mit jeweils einem Zitat dazu: trauernd in
Wolgograd, volkstanzend in Kazan, eishockeyspielend in Sotschi, einem betäubten
Amurtiger ein Halsband umlegend im Fernen Osten usw.) oder "Das Jahr des Hundes mit dem Präsidenten Russlands" (Putin balgend oder kuschelnd mit Hunden, das nach dem östlichen Kalender zu 2018 gehörende Tier). Auf den Flughäfen in
Moskau gibt es Putin-T-Shirt-Verkaufsstände (im Gegensatz zu den Kalendern
leider sehr teuer, sonst hätte ich längst zugeschlagen), und in allen
Souvenirshops sind Kühlschrankmagneten mit Putin erhältlich. Die Boulevardzeitschrift
Tainy zwjosd (Geheimnisse der Stars)
zeigt in seiner neuesten Ausgabe Putin mit entblößtem Oberkörper beim Eisbaden
und titelt. „Von welchen Sünden hat Gott ihn gereinigt?“ Der Sprung ins
eiskalte Wasser eines Flusses oder Sees am 19. Januar anlässlich des Kreschtschenie-Festes (Taufe des Herrn)
ist eine orthodoxe Tradition zur Reinigung von Körper und Seele. Der Journalist
erläutert dem Leser die nach dem Verständnis der Kirche sieben Todsünden. „Manchmal
fluche ich über mich selbst, bin unzufrieden mit mir“, beantwortet Wladimir Wladimirowitsch die im Titel gestellte Frage. Man könne das dem Zorn zurechnen, ist zu lesen; der Präsident Russlands sei ein seit langem gläubiger
Mensch, das um seiner Brust hängende
Kreuzes habe als einziges einen Hausbrand überstanden hat und ihn so zum
Glauben geführt.