Montag, 23. Januar 2017

Alúpka


Die Landschaft im Süden der Krim ist von außergewöhnlicher Schönheit. Das Krimgebirge bildet eine Wetterscheide, so dass die Bedingungen schon fast subtropisch sind. Fächerpalmen, Feigenplantagen und Lorbeer, Oleander, Magnolien, Zypressen und sogar Opuntien (Ohrenkakteen) gedeihen hier. Mit meiner Gastgeberin Lena und einigen ihrer Freundinnen besuchte ich den Woronzóv-Palast bei Alúpka, der von einem riesigen Landschaftspark umgeben ist, in seiner Schönheit vielleicht mit dem Potsdamer Park Sanssouci vergleichbar. Temperaturen wie an einem lauen deutschen Sommertag! Auf einer Wanderung in Richtung des Ai-Petri-Berges fand ich mich inmitten von mächtigen Krim-Kiefern (Pinus nigra subsp. pallasiana) wieder, dazwischen Erdbeerbäume (Arbutus) mit rotbrauner, glatter Rinde, Mäusedorn (Ruscus) mit stacheligen Blättern und roten Beeren sowie der nur aus langen, grünlichen, biegsamen Zweigen bestehende Pfriemenginster (Spartium). Vor mir die Schwarzmeerküste, hinter mir im sich langsam lichtenden Nebel sichtbar werdende Felswände unter schneebedeckten, bis über 1500 Meter hinaufreichenden Gipfeln.
Südlich von Jalta auf einem senkrecht aus dem Meer ragenden Felsen befindet sich ein kleines kitschiges Schlösschen namens Schwalbennest. Entlang des auf- und absteigenden Treppensteiges von der Bushaltestelle dorthin reihen sich die Souvenirstände aneinander, die eine Ahnung vom Touristenbetrieb im Sommer vermitteln. Jetzt bin ich hier fast der einzige – vielleicht überhaupt der einzige deutsche Reisende auf der ganzen Krim? Bei einem alten Mütterchen kaufe ich Tschurtsch’chela, auf einen Faden gefädelte Nüsse in Fruchtgelee. Ich stelle ihr meine übliche Frage. „Für Russland habe ich gestimmt, natürlich“, sagt sie, „aber trotzdem passiert hier nichts, die Leute verkaufen ihre Häuser und ziehen weg.“ Hinter ihr an der beschmierten Betonwand hängt eine Verkaufsanzeige. „Putin kann eben nicht überall sein! Dort, wo er aufpasst, herrscht Ordnung. Aber das Land ist zu groß. Im kleinen Weißrussland ist das anders! Da herrscht Bátjka, überall ist Sauberkeit und Disziplin.“ Mir fällt auf, dass die Leute hier aus dem „g“ ein „h“ machen: mnoho statt mnogo, hovorju statt govorju.
  


Das Schwalbennest (oben), Tschurtsch`chela-Verkauf (unten); die Verkäuferin wollte nicht fotografiert werden, statt ihrer sitzt die Katze auf dem Stuhl

 
Meine vier Begleiterinnen untersuchen ein Erdloch, aus dem warme Luft dringt




 
An der Südküste der Krim gedeihen sogar Opuntien