Die Landschaft im Süden der Krim
ist von außergewöhnlicher Schönheit. Das Krimgebirge bildet eine Wetterscheide,
so dass die Bedingungen schon fast subtropisch sind. Fächerpalmen,
Feigenplantagen und Lorbeer, Oleander, Magnolien, Zypressen und sogar Opuntien
(Ohrenkakteen) gedeihen hier. Mit meiner Gastgeberin Lena und einigen ihrer
Freundinnen besuchte ich den Woronzóv-Palast
bei Alúpka, der von einem riesigen Landschaftspark umgeben ist, in seiner
Schönheit vielleicht mit dem Potsdamer Park Sanssouci vergleichbar. Temperaturen wie an einem lauen deutschen Sommertag! Auf einer Wanderung
in Richtung des Ai-Petri-Berges fand
ich mich inmitten von mächtigen Krim-Kiefern (Pinus nigra subsp. pallasiana)
wieder, dazwischen Erdbeerbäume (Arbutus) mit rotbrauner, glatter Rinde, Mäusedorn
(Ruscus) mit stacheligen Blättern und roten Beeren sowie der nur aus langen,
grünlichen, biegsamen Zweigen bestehende Pfriemenginster (Spartium). Vor mir
die Schwarzmeerküste, hinter mir im sich langsam lichtenden Nebel sichtbar
werdende Felswände unter schneebedeckten, bis über 1500 Meter hinaufreichenden Gipfeln.
Südlich von Jalta auf einem
senkrecht aus dem Meer ragenden Felsen befindet sich ein kleines kitschiges
Schlösschen namens Schwalbennest.
Entlang des auf- und absteigenden Treppensteiges von der Bushaltestelle dorthin
reihen sich die Souvenirstände aneinander, die eine Ahnung vom Touristenbetrieb
im Sommer vermitteln. Jetzt bin ich hier fast der einzige – vielleicht überhaupt
der einzige deutsche Reisende auf der ganzen Krim? Bei einem alten Mütterchen
kaufe ich Tschurtsch’chela, auf einen
Faden gefädelte Nüsse in Fruchtgelee. Ich stelle ihr meine übliche Frage. „Für
Russland habe ich gestimmt, natürlich“, sagt sie, „aber trotzdem passiert hier
nichts, die Leute verkaufen ihre Häuser und ziehen weg.“ Hinter ihr an der
beschmierten Betonwand hängt eine Verkaufsanzeige. „Putin kann eben nicht
überall sein! Dort, wo er aufpasst, herrscht Ordnung. Aber das Land ist zu
groß. Im kleinen Weißrussland ist das anders! Da herrscht Bátjka, überall ist Sauberkeit und Disziplin.“ Mir fällt auf, dass
die Leute hier aus dem „g“ ein „h“ machen: mnoho
statt mnogo, hovorju statt govorju.
Das Schwalbennest (oben), Tschurtsch`chela-Verkauf (unten); die Verkäuferin wollte nicht fotografiert werden, statt ihrer sitzt die Katze auf dem Stuhl |