Ab heute
stellt die Burjatische Staatliche Universität auf Fernunterricht um. Alle
Studenten bleiben zuhause und die Lehrkräfte sind angehalten, Aufgaben in ein
Online-Portal einzustellen. Da Veranstaltungen mit über fünfzig Teilnehmern
verboten sind, haben auch Opernhaus und Philharmonie geschlossen. Die
Schulferien, die am Montag begonnen haben, wurden bis Mitte April verlängert.
Da die Coronavirus-Welle in Russland wohl erst ganz am Anfang steht, ist zu
vermuten, dass das Schuljahr bis zum Sommer gelaufen ist und die
Bildungseinrichtungen nicht mehr öffnen werden. „Die wichtigste Frage: Wann?
Burjatien erstarrt in Erwartung des Coronavirus“, titelte bereits Ende letzter
Woche etwas reißerisch eine große Lokalzeitung. Bis jetzt sind aus der
Baikalregion noch keine Fälle gemeldet, wohl aber aus anderen sibirischen
Städten.
Auf der Post
habe ich die ersten Umzugspakete nach Deutschland geschickt. Ein
Zehn-Kilo-Paket per Luftpost kostet etwas über dreitausend Rubel. Im Zuge der
Krise ist der Kurs zum Euro um über zehn Rubel auf etwa eins zu fünfundachtzig
gefallen.
Eigentlich
wollte ich mit den Pässen von Niso und Maja demnächst zum deutschen Konsulat nach
Novosibirsk fliegen, um die Visa für die Übersiedlung hineinkleben zu lassen. Die Internet-Liste
der genehmigten Visaanträge ist jedoch verschwunden mit einem Hinweis, von
persönlichen Vorsprachen zurzeit abzusehen. Im Moment ist also gar nicht klar,
wie die beiden ihr Visum für den für Anfang Juli geplanten Umzug nach Deutschland erhalten können.
Der deutsche Generalkonsul
aus Novosibirsk wendet sich in einer Mail an seine Landsleute und fordert dazu
auf, Ruhe zu bewahren und auf bewährte und seriöse Informationsquellen zu
vertrauen. Ebenso versendet der deutsche Botschafter aus Moskau einen Rundbrief.
„Unser Gastland Russland ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gemäß
offizieller Statistiken von bestätigten COVID-19-Infektionen noch in geringerem
Maße betroffen – allerdings in den letzten Tagen mit stark steigender Tendenz“,
schreibt er. „Wir wissen, dass diese Herausforderung vorübergehen wird, aber
wir wissen nicht, wie lange es noch dauern wird. Und wir wissen nicht, wie
intensiv die Menschen wo betroffen sein werden.“
Kurz nachdem
ich im Jahre 2015 nach Ulan-Ude zog, stand Deutschland im Zeichen der
Flüchtlingskrise. Jetzt, fast fünf Jahre später, ist die geplante Rückkehr überschattet
von der weltweiten Coronavirus-Pandemie.