Treffen sich ein Mann mit einem Strick, ein Mann
mit einer Axt und ein Mann mit einem Messer.
„Ich spreche noch schnell das Gebet“, sagt der Mann
mit dem Strick, murmelt ein paar Worte, führt die zusammengelegten
Handinnenflächen am Gesicht vorbei und fasst den Strick so, dass der Kopf der
darangebundenen Kuh kaum noch Bewegungsspielraum hat.
Gibt der Mann mit dem Strick dem Mann mit der Axt
ein Zeichen.
Holt der Mann mit der Axt mit seiner Axt aus und
hält im letzten Moment inne: die Kuh wirft ihren Kopf unruhig hin und her, so
dass er nicht treffen würde.
„Verdammte Scheiße“, sagt der Mann mit der Axt.
Führt der Mann mit dem Strick die Kuh zum Zaun und wickelt
den Strick um einen Pfosten, so dass der Kopf der Kuh nun wirklich nirgendwohin
mehr ausweichen kann.
Haut der Mann mit der Axt die stumpfe Seite seiner
Axt der Kuh mit voller Wucht zwischen die Augen. Ein kurzes Knirschen und
Röcheln, dann plumpst der schwere Leib der Kuh in die Brennnesseln.
„Allahu akbar“, ruft der Mann mit dem Strick, der
den Strick inzwischen losgelassen hat. Auch der Mann mit der Axt hat seine Axt
auf die Erde fallen lassen.
Nimmt der Mann mit dem Strick ein großes Messer zur
Hand, schneidet der Kuh die Kehle durch und hält ein kleines Metallschälchen
unter den Hals, wohinein das Blut läuft.
Schöpft der Mann das Blut in einen kleinen
Metalltank, Teller um Teller, viele Liter. Die Kuh zuckt und schlägt mit den
Beinen um sich.
Schneidet der Mann mit dem Strick, der inzwischen
ein Messer in der Hand hat, der Kuh den Hals bis zur Wirbelsäule durch. Erst dann gibt die
Kuh Ruhe und hört auf zu zucken.
Haben der Mann mit dem Strick, der Mann mit der Axt
und der Mann mit dem Messer inzwischen alle drei ein Messer und machen sich an
der Kuh zu schaffen. Viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Dunkelheit, und
außerdem nerven die Mücken.
Schneiden sie der Kuh die untere Hälfte der Beine
ab, schlitzen den Bauch auf und trennen das Fell vom Rest, dann stößt der Mann
mit dem Messer sein Messer in einen der Mägen, aus dem mit langgezogenem
Furzgeräusch stinkende Gase entweichen. Alle drei sind mit den Köpfen nach
unten gebeugt und so beschäftigt, dass der Ausländer neben ihnen, der weder
Strick noch Axt noch Messer hat, dafür aber einen Fotoapparat, zwischendurch
immer wieder ein paar Fotos machen kann, ohne dass sie es merken.
Stößt der Mann mit der Axt, der zwischendurch
wieder seine Axt genommen hat, um der Kuh den After aufzuhacken, einen Fluch
aus: aus Versehen hat er in den Darm gehauen, aus dem nun eine Masse
widerlichen Anblicks entweicht.
Gibt ihm der Mann mit dem Strick einen kleinen
Strick, damit er den Darm wieder zubinden kann.
Hängt der Mann mit dem Messer das abgetrennte Euter
und die Leber an einen der Zaunpfähle.
Wälzen die drei Männer mit vereinten Kräften das
riesenhafte Innereienpaket auf die Seite und schneiden den Magen auf, aus dem
viele Eimer saftigen grünen Grases hervorquellen.
„Verdammt“, sagt der Mann mit der Axt, „schlachten
soll man morgens und nicht abends, wenn die Viecher den Wanst voll haben!“
Zerlegen die Männer die Kuh in kleinere Teile, die
gerade so zwei von ihnen anheben können, und werfen diese mit Schwung auf die
Ladefläche des bereitstehenden Lastwagens. Ein paar kleinere saftige Stücke
landen in einem Eimer. Statt Rubel, die nie pünktlich und vollständig gezahlt
werden.
Eine gute halbe Stunde hat es gedauert, inzwischen
ist es dunkel und die Mücken sind für die drei Männer kaum noch auszuhalten.
„Este? Litauer?“, hebt der Mann mit dem Messer den
Kopf und fragt den Ausländer zum ersten Mal etwas. „Was stehst du so ruhig da?
Stören dich die verfluchten Mücken nicht?“
„Deutscher.“ Der Ausländer schüttelt den Kopf.
„Toller Kerl. Solche Leute brauchen wir hier!“, sagt der Mann
mit dem Messer.
Der Mann mit der Mann mit dem Strick nimmt seinen
Strick, der Mann mit der Axt seine Axt und der Mann mit dem Messer sein Messer.
Der Lastwagen mit dem Fleisch der ehemaligen Kuh fährt davon.
Der Ausländer steckt seinen Fotoapparat in die
Tasche und fährt mit dem Mann mit dem Strick nach Hause.
Auf meinen
Wunsch hin nahm mich mein Schwiegervater mit auf seine Arbeitsstelle, einem
Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe von Jelan, wo ich beim Schlachten einer Kuh
zuschauen durfte.