Sagt die schwangere Frau zum Bäcker: „Ich bekomme ein
Weißbrot!“
Darauf der Bäcker: „Na, da wird sich ihr Mann aber wundern!“
„Papa, i hob mi verliebt!“
„Jo, mein Sohn, in wen denn?“
„I mogs nit soge…“
„Jo sog schon! In die Luise?“
„Naaa…“
„Jo mei! In die Susi vielleicht?“
„Naaa, Papa…“
„Etwa in die Frida, die olle Hur?“
„Naa, Papa… In… in den Schorsch!“
„In den Schorsch? Aber…der ist doch evangelisch!“
In der letzten Unterrichtsstunde habe ich heute mit den
Studenten des Literaturkurses das Thema Witze
behandelt. Die obigen beiden fanden sie überhaupt nicht lustig. Der erste Witz
beruht auf einem ins Russische unübersetzbaren Sprachspiel – ein Brot bekommen und ein Kind bekommen wird mit zwei verschiedenen
Verben ausgedrückt. Über den zweiten Witz kann man nur lachen, wenn man weiß,
dass er im süddeutschen Dialekt geschrieben ist und die Bevölkerung dort
mehrheitlich katholisch ist. Nicht übertragbare Wortspiele und ein fehlende
landeskundlicher Hintergrund können Gründe dafür sein, dass deutsche Witze in
Russland nicht ankommen.
Am 24.12. fand im „Haus der Völkerfreundschaft“ eine
„katholisches Weihnachten“ genannte Feier statt, die gemeinsam vom polnischen,
litauischen und russlanddeutschen Kulturverein organisiert wurde. Wieder einmal
ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich doch die Prioritäten sind, die von den
Menschen im russischen und im deutschen Kulturraum gesetzt werden. Bei einer
Feier in Russland kommt es darauf an, schick gekleidet zu sein, man trägt
sorgfältigst zurechtgemachte Kostüme und in stundenlanger Sorgfalt aufgetragene
Schminke, gebügelte Hemden und hochglanzgeputzte Schuhe; in den Ansprachen
werden blumige, formelhaft-ausschweifende und überschwängliche Worte
gesprochen, man überreicht sich gegenseitig Diplome, Urkunden und Dankesbriefe
für Siege und Teilnahmen in Wettbewerben, Mithilfe oder Anwesenheiten. Weniger
ausgeprägt ist hingegen die räumliche und zeitliche Organisation; das
zweckmäßige und praktische Einrichten eines Raumes, in etwa abgestimmt auf die
Anzahl der Gäste, ein pünktlicher Beginn und die Vorausplanung des Ablaufes
haben kaum Bedeutung. Dafür sind Räumlichkeiten und Frauen geschmückt mit
buntglitzernden Plastikdingen, auch schon die kleinsten Kinder werden mit
kiloweise Zuckerzeug beglückt und alle trinken Schwarztee aus Einweg-Plastikbechern.
Während ich in Deutschland an den meisten Tischen bisher ein überwiegend dialogisches Kommunikationsverhalten
beobachtet habe (die Gäste unterhalten sich eher ungezwungen mit ihren
Sitznachbarn, wobei in größeren Runden viele Gespräche gleichzeitig ablaufen),
ist in Russland ein monologisches
Modell verbreitet: die meisten schweigen und lauschen einer Person, die für
längere Zeit das Wort ergreift, nicht selten in Form eines ritualisierten
Toastes, stehend mit dem Glas in der Hand.
Bei der Programmauswahl und dem Einsatz von Technik ist man
wenig zimperlich und sehr pragmatisch; große Effekte sind entscheidender als
Stimmigkeit und Vereinbarkeit der Stilrichtungen. Nicht schlecht staunte ich,
als plötzlich ein blau gekleideter Ded
moróz mit Snegurotschka
auftauchten und mit den Kindern um die Jolka,
die Tanne tanzten. Väterchen Frost und seine Gehilfin sind Figuren des
russischen Neujahrsfestes, die eigentlich auf einer katholischen Weihnachtsfeier
nicht ganz am Platz sind, wo, wenn überhaupt, ein Weihnachtsmann kommen könnte,
der sich in einigen wichtigen Punkten von Ded
moroz unterscheidet wie Länge des Mantels und Art von Kopfbedeckung und
Schuhen.
Gut gelaunt komme ich von einem Auftritt mit „meiner“
Pianistin Nina an unserem Institut zurück, ein kleines Kammerkonzert mit
Beethoven, Tschaikowski und Mozart zur Hebung der feierlichen Stimmung vor dem
wichtigsten aller russischen Feste, dem Neuen Jahr - die deutschen
Weihnachtstage sind fast unbemerkt mit Unterricht und Kontrollarbeiten
verstrichen.
Das Wintersemester ist zuende; die Studenten verabschieden sich ab übermorgen in die Neujahresferien. In ihre kleinen Studienbücher lassen sie sich von den Lehrkräften ihre Noten für jedes Fach eintragen oder in vielen Fällen auch nur satschót: eine Art unbenotetes „bestanden“. Eine Gruppe schenkt mir eine mit viel Liebe selbstgemalte Neujahreskarte und lädt die Lehrkräfte zum Teetrinken ein – ganz klar, dass einem da warm ums Herz wird und ich nicht gern jemanden durchfallen lasse, mit dem ich eben noch herzlich plaudernd zusammengesessen habe, auch wenn er eigentlich eine Niete ist und zehn von zwölf Doppelstunden versäumt hat. Das ist er, der menschliche Faktor: angenehm und manchmal auch störend zugleich.
Das Wintersemester ist zuende; die Studenten verabschieden sich ab übermorgen in die Neujahresferien. In ihre kleinen Studienbücher lassen sie sich von den Lehrkräften ihre Noten für jedes Fach eintragen oder in vielen Fällen auch nur satschót: eine Art unbenotetes „bestanden“. Eine Gruppe schenkt mir eine mit viel Liebe selbstgemalte Neujahreskarte und lädt die Lehrkräfte zum Teetrinken ein – ganz klar, dass einem da warm ums Herz wird und ich nicht gern jemanden durchfallen lasse, mit dem ich eben noch herzlich plaudernd zusammengesessen habe, auch wenn er eigentlich eine Niete ist und zehn von zwölf Doppelstunden versäumt hat. Das ist er, der menschliche Faktor: angenehm und manchmal auch störend zugleich.
Niso und ich sind nun dabei, die Koffer zu packen; am
Samstag fliegen wir nach Deutschland, während Maja zu den Großeltern aufs Dorf
fährt. Meinen Lesern wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr und
verabschiede mich vorerst in diesem Blog – den nächsten Bericht gibt es Ende
Januar.
Ein von Englischstudenten aufgehängtes Plakat erklärt den Unterschied zwischen dem amerikanischen Santa Claus und seinem russischen Kollegen Väterchen Frost |