Unter den vier Universitäten, die
es in Ulan-Ude gibt, sind drei, an denen Deutsch unterrichtet wird: die
Technische Universität, das Institut für Kultur und die Burjatische Staatliche
Universität, an der ich arbeite. Vor einiger Zeit hielt ich am Institut für
Kultur einen Vortrag über Studienmöglichkeiten in Deutschland und
Stipendienprogramme, um ein Studium finanzieren zu können. Obwohl der Saal voll
war und vielleicht 100 Leute gebannt meinen Worten lauschten, zweifle ich
daran, dass auch nur ein einziger der Zuhörer den Weg nach Deutschland findet:
zu niedrig ist das Niveau der Deutsch- oder der Englischkenntnisse, die man
bräuchte, um an einer deutschen Uni genommen zu werden. Nach dem Ende meiner
Präsentation erhob sich eine rundliche burjatische Dame und überreichte mir mit
ein paar netten Worten einige Notenblätter: Larisa Sanzhapova, die Vorsitzende
des Burjatischen Komponistenverbandes, übergab mir drei Kompositionen für
Violoncello und Klavier. Eigens für mich bearbeitet, damit ich es mit ihr
spielen kann. Natürlich war ich gerührt.
Im Institut für Kultur werden
Musiker ausgebildet, weniger das Spiel auf klassischen Instrumenten als
vielmehr Volksinstrumente, russische und burjatische. Gestern hatte ich die
Gelegenheit, bei einer Probe des Orchesters Burjatischer Volksinstrumente
zuzuhören: Hübsch gekleidete, artige junge Burjatinnen an ihren exotisch
anmutenden Tschánsen, Jatagás und Iótschins, junge Männer an der Morin-Chuur
genannten Pferdekopfgeige, an einer Flöte namens Limba und an einer
Art krummgebogener Klarinette. Die Musik ist überwiegend pentatonisch, farbenreich,
schwungvoll und rhythmisch, auch eine russische Bass-Balalaika und eine moderne
Trommel waren dabei, die eigentlich nicht in die Reihe der burjatischen
Volksinstrumente gehören.
Heute habe ich mit Larisa ihre
drei Stücke geprobt. Sie heißen „Hirschgeweih“, „Große Bärin“ und „Traum im Wald“,
romantisch anmutende musikalische Bilder mit Nationalkolorit, die ich im
Dezember mit ihr vorspielen soll, auf einem eigens ihren Kompositionen
gewidmeten Konzertabend im Großen Saal der Oper. Die Komponistin war zufrieden
und meinte, Cello klänge doch eigentlich noch besser als Pferdekopfgeige.