Mittwoch, 12. Oktober 2016

Burjatische Volksmusik



Unter den vier Universitäten, die es in Ulan-Ude gibt, sind drei, an denen Deutsch unterrichtet wird: die Technische Universität, das Institut für Kultur und die Burjatische Staatliche Universität, an der ich arbeite. Vor einiger Zeit hielt ich am Institut für Kultur einen Vortrag über Studienmöglichkeiten in Deutschland und Stipendienprogramme, um ein Studium finanzieren zu können. Obwohl der Saal voll war und vielleicht 100 Leute gebannt meinen Worten lauschten, zweifle ich daran, dass auch nur ein einziger der Zuhörer den Weg nach Deutschland findet: zu niedrig ist das Niveau der Deutsch- oder der Englischkenntnisse, die man bräuchte, um an einer deutschen Uni genommen zu werden. Nach dem Ende meiner Präsentation erhob sich eine rundliche burjatische Dame und überreichte mir mit ein paar netten Worten einige Notenblätter: Larisa Sanzhapova, die Vorsitzende des Burjatischen Komponistenverbandes, übergab mir drei Kompositionen für Violoncello und Klavier. Eigens für mich bearbeitet, damit ich es mit ihr spielen kann. Natürlich war ich gerührt.

Im Institut für Kultur werden Musiker ausgebildet, weniger das Spiel auf klassischen Instrumenten als vielmehr Volksinstrumente, russische und burjatische. Gestern hatte ich die Gelegenheit, bei einer Probe des Orchesters Burjatischer Volksinstrumente zuzuhören: Hübsch gekleidete, artige junge Burjatinnen an ihren exotisch anmutenden Tschánsen, Jatagás und Iótschins, junge Männer an der Morin-Chuur genannten Pferdekopfgeige, an einer Flöte namens Limba und an einer Art krummgebogener Klarinette. Die Musik ist überwiegend pentatonisch, farbenreich, schwungvoll und rhythmisch, auch eine russische Bass-Balalaika und eine moderne Trommel waren dabei, die eigentlich nicht in die Reihe der burjatischen Volksinstrumente gehören.

Heute habe ich mit Larisa ihre drei Stücke geprobt. Sie heißen „Hirschgeweih“, „Große Bärin“ und „Traum im Wald“, romantisch anmutende musikalische Bilder mit Nationalkolorit, die ich im Dezember mit ihr vorspielen soll, auf einem eigens ihren Kompositionen gewidmeten Konzertabend im Großen Saal der Oper. Die Komponistin war zufrieden und meinte, Cello klänge doch eigentlich noch besser als Pferdekopfgeige.